Negativauszeichnung als „Waffe“ gegen Produktpiraterie

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Am 08. Februar diesen Jahres wurde die Auszeichnung des „Plagiarius“ zum 32. Mal vergeben. Der „Plagiarius“ ist ein Preis für die dreistesten und auffälligsten Fälscher von Designprodukten des Jahres. Der „Plagiarius“ wird durch einen schwarzen Zwerg mit einer goldenen Nase dargestellt, die sinnbildlich die enormen Gewinne darstellt, die die Fälscher mit ihren Plagiaten erwirtschaften

Betroffen durch die Fälschungen sind nicht nur die Inhaber von Patent- und Markenrechten. Kopiert und gefälscht werden insbesondere auch Designprodukte, die dem Urheber- oder Geschmacksmusterschutz unterfallen.

Der Initiator der Auszeichnung, Prof. Rido Busse, rief die Verleihung im Jahre 1977 ins Leben. Seither findet sie jährlich auf der Frankfurter Konsumgütermesse „Ambiente“ mit der Unterstützung bekannter Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik statt. In diesem Jahr verlieh beispielsweise Guido Westerwelle die Auszeichnung und unterstützte damit das Engagement Busses.

Ziel der Preisverleihung soll sein, den drastischen Anstieg von Produktfälschungen weltweit und innerhalb der EU anzuprangern.

Zu den diesjährigen Preisträgern gehören unter anderem eine chinesische Plastikkopie eines Salz- und Pfeffersets von WMF und eine niederländische Kopie eines Gemüsehobels der rheinland-pfälzischen Firma Böner. Einen Sonderpreis erhielt ein unbekannter Fälscher einer Schweizer Fortis-Uhr. Außerdem wurde erstmals eine „Ehrennadel für Plagiatsbekämpfung“ an die Frankfurter Zollinspektorin Silke Langenbartels vergeben.

Der Initiator der Auszeichnung will auf diesem Wege die öffentliche Aufmerksamkeit auf das massive Problem der Produktfälschung richten. Mittlerweile machen Fälschungen und Nachahmungen bereits 10% des Weltmarktes aus. Allein in Deutschland entsteht durch das Inverkehrbringen von Fälschungen ein (volks)wirtschaftlicher Schaden von rund 29 Mrd. Euro jährlich. Diese drastische Entwicklung spiegelt sich auch in dem Anstieg der von den Zollbehörden an den EU-Außengrenzen beschlagnahmten Plagiaten wider: während im Jahre 2005 lediglich 75 Mio. gefälschte Artikel beschlagnahmt werden konnten, verdreifachte sich die Zahl innerhalb eines Jahres auf bereits 250 Millionen gefälschte Artikel.

Begünstigt werden diese Entwicklungen sicherlich primär auch durch die vermehrt genutzten anonymen Vertriebskanäle des Internet. Zudem führen technologischer Fortschritt und wachsendes Know-how seitens der Plagiatoren dazu, dass die Nachahmungen einfacher und qualitativer hergestellt und vertrieben werden können.

Inwieweit die diesjährigen Preisträger die Auszeichnung persönlich in Empfang genommen haben, ist diesseits nicht bekannt. Ob die „Brandmarkung“ der Plagiatoren durch die öffentliche Preisauszeichnung wirklich nachhaltigen Einfluss auf die Plagiatoren hat, ist offen. Allerdings ist zumindest die deutsche Öffentlichkeit durch die regelmäßige Berichterstattung über die negativen Folgen des Ideenklaus derart sensibilisiert, dass die Plagiatoren bei Veröffentlichung ihrer Namen mit negativen Reaktionen der deutschen Zwischenhändler und Verbraucher rechnen müssen.

Inwieweit sich aber tatsächlich ausländische Plagiatoren bemüßigt fühlen, nach einer derartigen nationalen Preisauszeichnung den Ausgleich mit dem verletzten deutschen Rechteinhaber zu suchen und diesen zu entschädigen, ist fraglich. Insbesondere Plagiatoren aus Asien werden sich wohl nicht nachhaltig durch diese Auszeichnung beeindrucken lassen, solange sich nicht auch dort das Bewusstsein durchsetzt, dass die Kopie eines Produktes kein Zeichen von Wertschätzung darstellt, sondern vielmehr feiger Ideenklau anderer ist.

Zumindest bei deutschen und europäischen Nachahmern ist die Tendenz zu beobachten, sich im Zuge der Preisverleihung mit den Originalherstellern zu einigen, um einer öffentlichen Bloßstellung zu entgehen.

Die Absicht Busses und die angestrebte Bekanntmachung der Problematik erschöpfen sich jedoch nicht in der Preisverleihung selbst. Seit März 2007 werden die einschlägigen Fälschungen im „Museum Plagiarius“ in Solingen ausgestellt, welches sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreut.

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